Klimaerwärmung, Biodiversität und Transhumanz -
was haben die miteinander zu tuen?
Gert
Rosenthal, Universität Kassel
Klimaerwärmung verändert Habitatqualitäten für Pflanzen-
und Tierarten: Trocken- und hitzeadaptierte Arten bleiben unberührt oder
breiten sich aus, kälteadaptierte Arten gehen zurück
Nischenbasierte Prognosemodelle gehen von den größten Artenverlusten
in den europäischen Gebirgen, von den kleinsten im Mittelmeerraum und
der pannonischen Tiefebene
Klimaveränderungen bewirken Einengung des Areals und Verkleinerung
von Populationen. Das erhöht das Aussterberisiko aufgrund genetischer
(z.B. Gendrift, Inzucht) und demographischer Effekte (zufälliges Aussterben
bei Extremereignissen). Diese Effekte können durch Landnutzungsänderungen
verstärkt werden.
Die Migrationsgeschwindigkeit vieler Arten (insbesondere wenig mobiler
Arten, wie z.B. Pflanzen) ist kleiner als die Veränderungsrate der Habitatqualität
und die Extinktionsrate der Arten (Grund: Isolation, Verlust von Ausbreitungsvektoren
und geringe Durchwegigkeit der Landschaft)
Dem lokalen Artenverlust steht keine ausreichende Immigration gegenüber.
Daher: (i) im Saldo Artenzahlrückgang und (ii) keine Ausbreitung standortangepasster
Ökotypen in die potentiell neu zu besiedelbaren Flächen
Bedeutung von Ausbreitungswegen, Biotopvernetzung in fragmentierten Landschaften:
(i) Wiederbesiedlung verloren gegangener Teilareale. Neubesiedlung potentiell
besiedelbarer Flächen (ii) Genetischer Austausch zwischen Teilpopulationen
Bedeutung Schaftrift:
Schafe sind Vektoren für Pflanzensamen und kleine Tiere (endo-,
epizoochor)
Schaftrift erhöht damit Wieder- und Neubesiedlungspotentiale und
den genetischen Austausch zwischen Populationen
Schafe schaffen Keimungsnischen für konkurrenzschwache Pflanzenarten
durch Huftritt
Schafe erhalten und erzeugen offene und halboffene Landschaften mit
tlw. bedrohten Ökosystemen
Schafe verbinden potentiell geeignete Standorte für z.B. Trockenrasenpflanzen
untereinander
Schaftrift ist ein Baustein für die notwendige Adaption von Ökosystemen
an die Klimaerwärmung